Übersicht Investieren – Wie lass' ich mein Geld für mich arbeiten?

Zielsetzung beim Investieren

Der dritte Bereich nach dem Verdienen und Sparen ist das Investieren. Wenn du ein Einkommen erzielst und durch deine Sparmaßnahmen hiervon monatlich auch etwas behältst, kannst du diese Beträge investieren und das Geld für dich arbeiten lassen. Bei einem Investment kaufst du ein Finanzprodukt oder einen sonstigen Wertgegenstand und erwartest eine Wertsteigerung, regelmäßige Zahlungsströme oder beides.

Passives Investment-Portfolio aufbauen

Du kannst in verschiedenste Anlageformen investieren, wie z.B. Aktien, Anleihen, Edelmetalle, Immobilien, Rohstoffe, Kryptowährungen und viele weitere Investments. Investments führen nicht immer zu einer Wertsteigerung. Je nach Marktgegebenheiten kann ein Investment auch Geld verlieren oder gar komplett wertlos werden. Damit das nicht passiert, solltest du dich ausreichend damit befassen und deine Investments streuen. Streuen meint hier in verschiedene Anlageklassen oder Einzelprodukte zu investieren, Verluste aus einzelnen Investments mit Gewinnen aus anderen auszugleichen und insgesamt einen Gewinn zu erwirtschaften. Die oben aufgezählten Anlageklassen bewegen sich nicht zwingend im Gleichschritt, sind teilweise sogar gegensätzlich zueinander, d.h. wenn die einige im Wert steigt, fällt eine andere typischerweise.

Beispielsweise sind in den vergangenen Jahren die Zinsen für Tagesgeldkonten auf nahezu 0 gesunken, teilweise wurden von Banken Strafzinsen berechnet. Die Immobilienpreise sind im Gegensatz dazu in die Höhe geschnellt. Liegt unter anderem daran, dass diese niedrigen Zinsen für viele ein Anreiz waren mit günstigen Schulden, die eine geringe Verzinsung erforderten, eine Immobilie zu kaufen. Bei einem Anstieg der Zinsen, kann dies dann wieder preissenkende Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben, sollten viele Immobilienanleger die Zinsen dann nicht mehr bedienen können.

Zur Risikoreduktion hilft eine Investition in verschiedene Anlageklassen, um für verschiedene Marktphasen, in denen die Anlageklassen unterschiedlich gut laufen, immer auch Gewinner im Portfolio zu haben. Das für dich richtige Verhältnis der Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Edelmetalle & Co.) zu wählen ist nicht leicht und erfordert etwas Arbeit. Durch die ständigen Veränderungen an den Märkten ändern sich auch Gegebenheiten, sodass dein gewählter Ansatz auf die Probe gestellt wird und erfordert, dass du vielleicht Anpassungen machst.

Innerhalb der Anlageklassen gibt es eine Vielzahl von Investmentmöglichkeiten, beispielsweise gibt es bei Aktien tausende von Unternehmen und Aktienfonds, die investierbar sind.

Allgemeine Marktrendite (Beta) und Sonderrendite (Alpha)

An den Kapitalmärkten spricht man von zwei Arten von Renditen: Alpha und Beta.

Fangen wir mit Beta an. Beta ist vereinfacht die gesamte Marktrendite eines Durchschnittswarenkorbs an Investments. Sie gibt an, welche Rendite der Kapitalmarkt unter Berücksichtigung allgemeiner Marktrisiken, auch systematischer Risiken genannt, für ein ausgewogenes Portfolio erzielt.

Ein solch ausgewogenes Aktienportfolio, das die Beta-Rendite anstrebt, ist ein Weltportfolio, das z.B. über ETF Investmentfonds, wie z.B. den MSCI World ETF investierbar gemacht wird. Dieses sehr geläufige Produkt bildet quasi die komplette Weltwirtschaft ab. Durch die Auswahl eines Weltportfolios braucht man sich keine Einzeltitel genauer anschauen und eine Entscheidung für z.B. die Tesla-Aktie oder gegen die BMW-Aktie zu treffen. Durch diesen breiten Korb an Aktien sind immer Gewinner und Verlierer dabei, denn dieser Warenkorb ähnelt typischerweise dem Wachstum der Weltwirtschaft. In der Weltwirtschaft ist es normal, dass es auch Gewinner und Verlierer gibt, allerdings mehr Gewinner, ansonsten gäbe es kein Wirtschaftswachstum. Der MSCI World hat seit 1975 eine durchschnittliche Rendite von ca. 8% pro Jahr erwirtschaftet. Dies entspricht einer guten Beta Rendite.

Alpha hingegen ist eine Art Überrendite, die über der allgemeinen Marktrendite angesiedelt ist. Sie entsteht durch Wertsteigerung durch geschicktes Auswählen von Aktien oder Aktienfonds. Die richtige Auswahl an Einzelaktien erfordert Marktkenntnis, aber auch gute Recherche über Geschehnisse bei den jeweiligen Firmen, sowie auch gutes Timing und Glück.

Oftmals schaffen es nicht einmal Investment-Profis mit einer Auswahl von Aktien, ihrem eigenen Investmentfond, eine langfristig bessere Rendite als die des Weltportfolios, z.B. über den MSCI World abgedeckt zu erzielen. Mit dieser Erkenntnis kann man sich als Privatanleger schon fragen, wie viel Sinn es macht Einzelaktien auszuwählen, wenn man sich nicht komplett auf Glück verlassen will. Wenn du in Einzelaktien investieren willst, frage dich: Wie überzeugt bist du, dass du das Weltportfolio mit deiner Auswahl an Aktien innerhalb festgelegten Zeitperiode schlägst? Damit sich das für dich lohnt musst du schon sehr überzeugt sein und dann auch richtig liegen. Auch wenn die Auswahl von Einzeltiteln und das Erzeugen einer Überrendite schwierig ist, kannst du auch bei konservativem Anlagestil ein paar Einzelaktien zu einem Weltportfolio beimischen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass man mit einem Beta-Investieren darauf abzielt Fehler zu vermeiden und eine allgemeine Marktrendite zu erzielen. Mit dem Alpha-Investieren, also dem Auswählen von Einzelaktien anhand deiner eigenen Investment-Vorstellungen geht es darum, ins Schwarze zu treffen.

Die beiden Ansätze lassen sich zu einem Gesamtportfolio kombinieren. Du kannst beispielsweise den Großteil deines investierbaren Kapitals in ein Beta-Portfolio stecken und dann mit dem verbleibenden Kapital Alpha-Investments auswählen. Dies kann im Verhältnis 80% Beta vs. 20% Alpha sein, oder noch mehr bzw. weniger Alpha, je nachdem, wie du dir ein differenziertes Urteil über die Entwicklung des Marktes zutraust.

Portfolios für unterschiedliche Marktphasen

Besonders wichtig sind in der Portfoliobildung eine Ausgewogenheit für verschiedene Marktphasen herzustellen. Zwei wesentliche Einflussfaktoren sind hier das Auftreten von Inflation oder Deflation, das Niveau der Leitzinsen bei den Zentralbanken sowie einige Sonderfaktoren wie z.B. Regulation, politische Unruhen.

Die Anlageklassen haben unterschiedliche Renditeerwartungen, wenn Zinsen und Inflation jeweils hoch oder niedrig sind. Beispielsweise werden Aktien und Immobilien in Phasen geringer Zinsen beliebter, weil sich Schulden zu niedrigen Zinsen aufnehmen lassen. Diese Schulden nutzen auch Unternehmen (daher Aktien) und Immobilieninvestoren (daher Immobilien), um mit günstigem Fremdkapital zu wachsen oder zu niedrigen Kosten Immobilienportfolios zu kaufen.

Typischerweise kann man nur erahnen, wann sich die Bedingungen für die Marktphasen ändern, nicht aber wann es genau zu Auswirkungen kommt. Aus diesem Grund sollte man für alle Marktphasen gut aufgestellt sein. Bedenke: ein Beta Portfolio hat immer Gewinner und Verlierer. Es ist geradezu eine Bedingung, dass es auch Verlierer gibt, ansonsten wäre es kein ausgewogenes Portfolio. Trotz aller Gewöhnung an außerordentlich gute Renditen in 2020 und 2021 muss dieser Punkt berücksichtigt werden.

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